Die neue globale Gesundheitsstrategie der EU: Bessere Gesundheit für Alle in einer Welt im Wandel

09. December 2022 I  News  I by : Rositsa Fiebiger

Die EU möchte ihre Rolle in der globalen Gesundheit stärken und verabschiedete am 30.11.2022 eine neue Strategie zur globalen Gesundheit 2022 – 2030

„Better Health for All in a Changing World“ lautet das Motto der neuen Strategie zur globalen Gesundheit der Europäischen Union (Die EU-Strategie).  Pandemien, Krisen und geopolitische Polarisierung sind Herausforderungen, die neue Lösungsansätze erfordern. In der weltweiten Bekämpfung der COVID-19 Pandemie hat sich die EU als starker Partner bewiesen.

Ziel der neuen EU-Strategie ist es, Europas Rolle in der globalen Gesundheitspolitik weiter zu verstärken.  Es geht darum, dass die EU noch kohärenter, effektiver, fokussierter und wirkungsvoller zum Wohle der globalen Gesundheit beiträgt.

Nach der gemeinsamen Bekanntgabe durch die EU-Kommissarinnen Stella Kyriakides (DG SANTE) und Jutta Urpilainen (DG INTPA) im Mai 2022 wurde die Strategie in einer Rekordzeit von 6 Monaten entwickelt. Dazu beigetragen haben verschiedene Akteure im Rahmen einer öffentlichen Konsultation.

Die EU-Strategie als gemeinsame Initiative der Generaldirektionen für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (SANTE) und für Internationale Partnerschaften (INTPA) positioniert die globale Gesundheit als wesentliche Säule der EU-Außenpolitik und zentralen Bestandteil der europäischen strategischen Autonomie. Sie unterstreicht die Bedeutung internationaler Zusammenarbeit und des partnerschaftlichen Ansatzes. Noch mehr zeigt sie:  Gesundheit ist keine reine sektorale oder nationale Angelegenheit.

„It is about combining the external dimension of the European Health Union and the Team Europe approach and partnerships under the Global Gateway. … If we address root causes with a “health-in-all-policies” approach – we might prevent diseases before they become health threats.”, so Stella Kyriakides.

„Through this strategy, we propose to leverage the Team Europe approach ensuring closer coordination with Member States so that political action and financial means are closely tied to the new priorities for more impact and results. This will also increase our voice at the multilateral level so that we are strong players and not only payers”, so Jutta Urpilainen.

Die Eröffnung des hochrangigen Launch-Events der EU KOM mit dem WHO-Generaldirektor Dr. Tedros stand im Zeichen der EU-Unterstützung für Multilateralismus im Gesundheitsbereich mit der WHO im Zentrum. Dies wurde durch die EU-Finanzierungszusage i.H.v. 125 Mio. EUR für die allgemeine Gesundheitsversorgung untermauert.

„This will help us to advance universal health coverage, especially with a strong foundation of primary health care”, betonte Dr. Tedros.   

Die EU-Strategie adressiert zwei zentrale Fragen:

Was kann die EU tun?

Die EU-Strategie identifiziert drei zusammenhängende Prioritäten:

1. Verbesserung der Gesundheit und des Wohlbefindens der Menschen über den gesamten Lebensverlauf hinweg  

Im Fokus stehen die Grundursachen für Krankheiten unter besonderer Berücksichtigung der Rechte von Frauen und Kindern sowie Menschen in prekären Situationen. Darüber hinaus sollte der gerechte Zugang zu grundlegenden Gesundheitsdiensten bei der Bekämpfung übertragbarer und nicht übertragbarer Krankheiten verbessert werden.

2. Gesundheitssystemstärkung und Förderung der allgemeinen Gesundheitsversorgung

Unter dieser Priorität sollte die primäre Gesundheitsversorgung verbessert werden und die Kernkapazitäten im Bereich der öffentlichen Gesundheit ausgebaut, um die Anforderungen der Internationalen Gesundheitsvorschriften zu erfüllen.  Darüber hinaus sollten Wegbereiter der globalen Gesundheit wie Digitalisierung, Forschung und qualifiziertes Gesundheitspersonal gefördert werden. 

3. Prävention und Bekämpfung von Gesundheitsgefahren, einschließlich Pandemien, unter Anwendung des One-Health-Ansatzes

Ziel ist es, die Kapazitäten für Pandemieprävention, -vorsorge und -reaktion zu stärken. Ein ständiger Mechanismus für die Entwicklung und den gerechten Zugang zu Impfstoffen und Gegenmaßnahmen für LMIC sollte entwickelt werden. Ferner sollte ein wirksames rechtsverbindliches Pandemieabkommen mit einem One-Health-Ansatz und gestärkten internationalen Gesundheitsvorschriften ausgehandelt werden. Ein globales Überwachungsnetz zur besseren Erkennung und Bekämpfung von Krankheitserregern sei wichtig. Darüber hinaus sollte die Bekämpfung der Antibiotikaresistenzen intensiviert werden.

Wie soll das erreicht werden?

1. Neue EU-Governance zur Gewährleistung einer Führungsrolle

Eine Neuerung der EU-Strategie ist der „Health-in-all-policies“-Ansatz, der viele Politikbereiche mit Relevanz für die globale Gesundheit mobilisiert. Ein weiteres Ziel ist die bessere Koordination der EU KOM mit den EU-Mitgliedstaaten auf Basis des Team Europe-Ansatzes. 

2. Engagement im Rahmen der globalen Governance

Die EU setzt sich für eine Führungsrolle der WHO ein, für die eine nachhaltige Finanzierung unabdingbar ist. Angestrebt wird ein formeller Beobachterstatus der EU in der WHO bis hin zu einer vollständigen Mitgliedschaft.

Ein wirksames globales Gesundheitssystem benötigt Reduzierung von Doppelstrukturen und Fragmentierung sowie eine bessere Abstimmung der Gesundheits- und Finanzierungsstränge sowie der globalen Gesundheitsinitiativen.

3. Strategische Partnerschaften und Engagement mit verschiedenen Akteursgruppen

Internationale Partnerschaften, basierend auf der Global Gateway-Strategie und dem Team Europe-Ansatz, sollten weiter ausgebaut werden. Im Fokus der bilateralen, regionalen und multilateralen Zusammenarbeit sowie der Kooperation mit nicht-staatlichen Akteuren, steht die Kooperation auf Augenhöhe im gegenseitigen Interesse. 

4. Finanzierung

Die EU zusammen mit ihren Mitgliedstaaten gehört zu den größten Gebern für die globale Gesundheit. Um eine größere Wirkung zu entfalten, sei neben einer effektiveren Nutzung bestehender und innovativer Finanzierungsinstrumente die Unterstützung neuer Finanzierungsmethoden auf globaler Ebene sowie die Mobilisierung inländischer Finanzierung in Partnerländern wichtig.

5. Rechenschaftslegung durch Monitoring und Evaluierung

Die EU-Strategie sieht Monitoring anhand von Indikatoren, zweijährliche Fortschrittsberichte, strukturierte Dialogformate sowie eine Halbzeitbewertung und finale Evaluierung vor.

Ein Ziel der EU ist die Sicherstellung von Synergien zwischen den europäischen und nationalen Strategien zur globalen Gesundheit.

Deutschland hat seine ressortübergreifende Strategie zur globalen Gesundheit im Jahr 2020 verabschiedet. Die Webinar-Reihe des Bundesgesundheitsministeriums in Kooperation mit dem Global Health Hub Germany hat die Prioritäten der Bundesregierung vor dem Hintergrund aktueller Entwicklungen beleuchtet.

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Image source: Shutterstock / New Africa 

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