Ergebnisse der Weltklimakonferenz COP29

28. November 2024 I  Climate & Health  I by : Birte Frerick

In diesem Gastbeitrag berichtet Birte Frerick vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung über die Ergebnisse der COP29 in Baku. Es wurde eine Summe von 300 Milliarden USD für Klimaschutz und Anpassung an Folgen des Klimawandels festgelegt. Mehr Details zur Konferenz hier.

November 2024 / Autorin: Birte Frerick, Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), Referat 101 Pandemieprävention und One Health

In den frühen Morgenstunden des vergangenen Sonntags ging die diesjährige UN-Klimakonferenz COP29 mit eineinhalb Tagen Verspätung in Baku, Aserbaidschan, zu Ende. Verhandelnde der Bundesregierung berichteten von anstrengenden und harten Verhandlungstagen. Auf der einen Seite stand die Erleichterung, dass man sich am Ende auf einen gemeinsamen Abschlusstext mit konkreten Beschlüssen in der Klimafinanzierungsfrage einigen konnte.

Das bisherige Ziel von 100 Milliarden USD jährlicher Finanzierung für Maßnahmen des Klimaschutzes und der Anpassung wird nun durch ein neues, das New Collective Quantified Goal (NCQG), als Klimafinanzierungsziel bis 2035, abgelöst. Forderungen in Höhe von 1,3 Billionen USD kursierten vor und während der Konferenz als Bedarfe. Klar war, dass bei allem Willen für Klimagerechtigkeit diese Summen aus den Staatshaushalten der Industrieländer nicht zu bewältigen sein würden. Lange war offen, ob überhaupt ein Kompromiss gefunden werden kann. Zuletzt stand dann aber ein Text, in dem man sich auf jährlich 300 Milliarden USD für Klimaschutz und Anpassung an Folgen des Klimawandels einigte. Das Kernziel 300 Mrd. USD pro Jahr wird flankiert von einem Aufruf an alle Akteure, bis 2035 die Finanzierung aus allen Quellen auf 1,3 Billionen USD pro Jahr zu steigern. Und: auch große Emittenten wie die Ölstaaten oder China können und sollen einen fairen Anteil an der Klimafinanzierung beitragen.

Eine Verbreiterung der Geberbasis ist eine absolute Notwendigkeit, um diese Ziele erreichen zu können. Enttäuschung zeigte sich aber dennoch bei vielen Partnerländern der deutschen Entwicklungszusammenarbeit, die häufig am meisten von den Folgen des Klimawandels betroffen sind. Wichtig hingegen war, dass die Verhandlungen zu Artikel 6 des Übereinkommens von Paris nach 10 Jahren endlich abgeschlossen werden konnten. Diese ermöglichen grenzüberschreitende Kohlenstoffmärkte zur Unterstützung der globalen Klimaziele. Länder und Unternehmen können nun CO₂-Gutschriften erwerben und damit handeln, wenn sie etwa Bäume pflanzen, Moore schützen oder Kohlekraftwerke abschalten und so die eigene Klimabilanz verbessern.

Bei der Klimaschutzkonferenz COP30 in Brasilien im nächsten Jahr besteht die Aufgabe fort, einen großen Schritt beim Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen weiterzukommen und damit den Beschluss der letzten Weltklimakonferenz weiterzuführen. Aber dabei darf nicht auf Belém gewartet werden, sondern der Weg bis dahin muss aktiv beschritten werden. Alle Länder müssen im nächsten Jahr klare Wege zur Reduzierung von Kohle-, Öl- und Gas aufzeigen, in den so genannten Nationally Determined Contributions (NDCs). Um die Welt auf den avisierten 1,5°C Pfad zu bringen, müssen die bisherigen NDCs für 2030 und die neuen NDCs bis 2035 deutliche Ambitionssteigerungen enthalten, denn die CO2-Emissionen müssen bis 2030 um -43% sinken. Deutschland wird dies als Teil des EU-NDCs tun und unterstützt Partnerländer zum Beispiel im Rahmen der NDC-Partnerschaft. Diese Instrumente sind wichtig, um weltweit die notwendige Transformation voranzutreiben.

Klima und Gesundheit bei der COP29

Die Relevanz der Folgen des stattfindenden und des künftigen Klimawandels kann man auf mehrere Arten darstellen. Häufig werden monetäre, volkswirtschaftliche Verluste angeführt. Eine weitere konkretere und plastischere Art jedoch ist, die Folgen des Klimawandels für die menschliche Gesundheit zu betrachten. Diese sind enorm und stellen daneben insbesondere den Gesundheitssektor vor große Herausforderungen. Vor allem in besonders betroffenen und vulnerablen Ländern könnte u.a. die durchschnittliche Lebenserwartung deutlich sinken. Klimaschutz- und Anpassungsmaßnahmen sollten daher Gesundheitsaspekte noch wesentlich stärker berücksichtigen.

Die WHO veröffentlicht hierzu bereits seit einigen Jahren Guidelines, unter anderem auch eine aktualisierte NDC Technical Guidance zur COP29. Ob Gesundheitsindikatoren bei der Prioritätensetzung von Minderungsmaßnahmen genutzt werden, bleibt abzuwarten. Allerdings wurde Gesundheit als einer der zentralen Sektoren für Anpassung definiert. Das Arbeitsprogramm für Indikatoren zur Messung des globalen Fortschritts bei der Anpassung an die Folgen des Klimawandels (Global Goal on Adaptation) wird im nächsten Jahr weitergeführt und soll bei der COP30 seinen Abschluss finden. In Baku gab es wichtige Aktivitäten zu Klimaschutz und Gesundheit: BMZ Staatssekretär Flasbarth nahm am High Level Roundtable on Climate and Health mit Vertreter*innen der WHO und Gesundheitsminister*innen aus Ägypten, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Großbritannien und Brasilien zur Unterzeichnung der COP Präsidentschaftsinitiative Continuity Coalition for Climate and Health teil. Flasbarth machte dabei deutlich, wie wichtig Synergien in der Finanzierung durch Klima- und Gesundheitsfonds seien und welches Potenzial darin stecke. Daneben stellte der WHO Pavillon erneut ein Programm rund um das Nexusthema auf die Beine. Aber auch weitere Akteure wie Wellcome Trust unterstützten die Diskussionen. 

Klar ist seit langem und durch die Konferenz in Baku noch viel sichtbarer geworden: Die Schäden, die der Klimawandel verursacht, sind extrem teuer. Und die Kosten steigen mit jeder weiteren Temperaturerhöhung. Die Beseitigung von Schäden ist dabei um ein Vielfaches teurer als die Vorbeugung – laut des Potsdamer Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) um mindestens das Sechsfache. Wir wissen aus dem Gesundheitsbereich seit vielen Jahren, dass sich Prävention immer auszahlt, auch moralisch der vorrangige und aus Gerechtigkeitsperspektive der einzige Weg sein sollte: Denn es geht dabei nicht nur um eine geringere Belastung der Volkswirtschaften, sondern es geht um die Rettung von Menschenleben und die Erhaltung unserer Lebensgrundlagen. Die Dringlichkeit des Handelns hat zugenommen. Die Klimarahmenkonvention und ihre Vertragsstaatenkonferenzen sind das wichtigste internationale Format für die aktive Mitgestaltung der internationalen Klimapolitikdiplomatie. Festzuhalten bleibt: es gibt viele Länder und Menschen, die sich für eine bessere Klimapolitik international einsetzen, und diese Allianzen gilt es zu pflegen, diese Bewegungen und Gruppen gilt es zu stärken, vor allem auch im Rahmen der internationalen Zusammenarbeit.

 

Bild: Matthew TenBruggencate

 

Birte Frerick vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) wurde vom Global Health Hub Germany eingeladen, ihre Eindrücke von der Konferenz zu teilen. Der Bericht lädt ein, die Veranstaltung aus diesem Blickwinkel zu erleben.

 

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